Ganz wenigen Freizeit-Joggern ist der „Hermannslauf“ bekannt.

Schon 1972 wurde der vom Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald bis zur Sparrenburg in Bielefeld führende Lauf ins Leben gerufen. Auf diesem landschaftlich äußerst reizvollen Hermannsweg ist Wandern und Laufen über eine Strecke von 30.6 km möglich. Jedes Jahr am letzten Sonntag im April begeben sich ca. 500 Wanderer und 6.946 Läufer auf den Weg. Diese soeben genannte Läufer-Zahl war im Jahre 2002 neuer Teilnehmerrekord. Die Strecke besteht aus Waldwegen, teilweise mit Sandboden, aber auch asphaltierten Teilstücken, Kopfstein-pflaster und Treppenstufen. Insgesamt sind 515 m Steigungen und 710 m Gefälle zu bewältigen. Mit ungefähr 95 Bussen werden die Wanderer und Läufer schon ab 7.30 Uhr zunächst von Bielefeld nach Detmold „gekarrt“. Trotzdem ist der Zeitplan eng. Im Schnitt muß alle 65 Sekunden ein Bus losfahren, damit pünktlich gestartet werden kann. In Detmold am Start verstauen die Läufer die während des Laufes nicht benötigte Sportkleidung in einem Kleiderbeutel. Diese Kleiderbeutel sind an bereitstehende Lastkraftwagen abzugeben und werden im Ziel gegen Vorlage der Startnummer wieder abgeholt. Es gibt natürlich auch unter den Teilnehmern einige professionelle Läufer. Hierunter hat es schon den einen oder anderen gegeben, der für den „Hermannslauf“ die Teilnahme an einer offiziellen Meisterschaft oder an einem Marathon ausfallen ließ.

Der „Hermannslauf“ hat eben eine einzigartige Anziehungskraft.

Wahrscheinlich scheint diese im Atmosphärischen zu liegen d.h. in der Zuschauerbegeisterung, die persönlicher als anderswo wirkt. Ein Läufer aus Sachsen sagte einmal begeistert über das dortige Publikum: „die haben alle René, René gerufen, obwohl ich gar nicht aus der Region komme“. Und in kleinen Besonderheiten wie z.B. dem Sieger oder der Siegerin ein großer Lorbeerkranz noch
vor Überquerung der Ziellinie umgehängt wird. Obwohl beim „Hermannslauf“ keine Preisgelder gezahlt werden und auch der Sevice für den Läufer eher bescheiden ist, ist noch kein Ende des stetigen Aufwärtstrends abzusehen. Trotzdem mußte jedoch schon im Jahre 2000 über 500 Interessenten schweren Herzens eine Absage erteilt werden. Denn dieses anspruchsvollste Bergrennen der Region hat auch kleine Schwachstellen. Noch mehr Teilnehmer sind den Organisatoren angesichts der Engstellen auf der Strecke einfach zu riskant – aber Abwarten !
Über das Wetter muß natürlich auch etwas gesagt werden. Wie bei einem Marathon sind auch
hier – und gerade hier wegen kleiner bis mittlerer Schwierigkeitsgrade auf der gesamten Strecke – eher gemäßigte Temperaturen von 15 bis 17° möglichst bei Sonnenschein wünschenswert. Vorsommerliche Temperaturen mit Schwüle können genauso leistungshemmend sein wie ständiger Regen mit peitschendem Wind. Bei meinem 11. „Hermann“ 2002 wurde ich bei 7° Celsius letzt genannter Witterung auf die Probe gestellt. Ich sollte versuchen, über 30.6 km kein einziges Mal meine Regenjacke auszu- ziehen, die auf weiten Metern noch vorm Ziel am Körper klebte. Seitlicher Windeinfluß ließ mich als Schiefen Turm von Pisa laufen. Aber eines hatte ich bis dahin
in meiner langjährigen Läuferkarriere witterungsmäßig noch nicht erlebt: Der aufgeweichte Waldboden auf den letzten 7 km des Teutoburger Waldes wirkte wie Wackelpudding. Das Aussehen der Läufer durch diesen Morast kann sich wohl jeder vorstellen. Mit dieser Tortur des Schlammlaufens ist in mir jetzt der allerletzte Schweinehund gestorben. Trotz alledem: Die Prädikate für den „Hermannslauf“ sind unbestritten: schönster Landschaftslauf der Region mit Mythos- und Kult-Charakter !